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"OK, lass uns doch dein Motorrad lackieren. Naja, abschleifen, ist nicht so mein Ding, aber ich tue es deinetwegen. Setze mich hin und verbringe einen schönen Nachmittag mit Schleifen und mit dir. Bin richtig stolz. Wir sind weitgekommen. Wir beginnen zu lackieren. Auf der Terasse, mit Wind. Das Ergebnis ist ernüchternd. Gut für heute, machen wir morgen weiter. Am besten drin. Schlafzimmer abgeplant. Ich sitze im Wohnzimmer und atme diese schreckliche Chemie. Es sieht gut aus. Du kommst ziemlich weit. Doch dann, der ganze Boden voll scharzem Staub, der nicht klebt aber da ist. OK, mit dem Swiffer durch die Wohnung. Ruhig bleiben. Das Ergebnis sieht super. Ich freue mich. OK, den Rest dann im Bad. Alles abgeplant. Alles läuft super. Du fragst mich wo der Motorradschlüssel ist. Du brauchst ihn, um den Tankdeckel zu entfernen. Alles ist fertig, der Tank fehlt noch, und der Schlüssel ist weg. Mein schöner Abend, meine Gelassenheit, alles ist verschwunden. Wir suchen 2h lang. Hosen, Jacken, logische Orte, unlogische Ort. Nichts. Die Stimmung trübt sich, du siehst deinen Urlaub verinnen, ich meine Ausgeglichenheit. Wir lassen es für diesen Tag und versuchen es am nächsten wieder. Nichts! Man versucht zum Alltag überzugehen und den Zorn über die verschwendete Zeit und die anstehenden Kosten zu verdrängen. Gehen wir zum Kurs. OK, ich nehm gleich die Wäsche mit. Der Korb ist voll, ich denke mir, deine Hose wird schon noch passen. Durchsuche die Taschen, auch die ganz kleine, die man sonst nicht gebraucht nach Taschentüchern und finde DIESEN DUMMEN SCHLÜSSEL. Ärger und Erleichterung finden gleichzeitig den Weg nach draußen ..."

Diese Geschichte läßt sich auf mind. weitere 50 Situationen in meinem Leben beziehen. Ich gebe mein letztes Hemd, opfere mich auf, versuche ruhig zu bleiben und in dem Moment wo ich etwas für den Abschluss des Vorhabens wirklich richtig dringend brauche, ist es auf einmal weg, vom Erdboden verschluckt. Völlig unlogisch, da es doch sonst immer da war ..
Es kommt nicht so oft vor, aber doch gleichbleibend wiederkehrend, dass ich jetzt schon weiß, dass ich mit der Lösung dieses Problems nicht das eigentliche Problem gelöst habe.

Gestern war nun der erste Abend zum Kurs autogenens Training. Mit gemischten Gefühlen, nicht wissend, was mich erwartet reingegangen, überzeugt, dass das Richtige ist wieder raus. Der Kursleiter ist so, wie man sich das vorstellen muss: Ergraut, ruhige Stimme, Körperpsychotherapeut, Leinenhose, -Hemd, -Strümpfe, Biosandaletten ... Hätte dort ein Beratertyp (gegeelt, weißes hemd, überheblich) gesessen, wäre ich wohl auch wieder gegangen ;-)
Harald (so heißt der Kursleiter) hat zu Beginn viel informatives über die Methoden, die Wirkung und über Entspannung allgemein erzählt und schon da hat er mich mit seiner Stimme vollkommen beruhigt. Die erste Übung zielte auf eine gesamtheitliche Körperentspannung. So mit, wir fühlen unsere Beine, wandern hoch in die Arme, in die Schultern und so weiter... Und, vollkommen überraschend, hat das bei richtig gut gewirkt. Mein Körper wurde warm und schwer und irgendwann konnte ich mich (klingt jetzt komisch, für die die das noch nie gemachte haben) nicht mehr "lokalisieren", d.h. ich konnte nicht mehr sagen, wo und wie meine Hand liegt. Und auch nach der Übung hatte ich Probleme aus der Entspannung wieder rauszukommen. Lag aber wahrscheinlich daran, dass ich da gar nicht rauswollte ... Fazit: Ich freu mich schon auf die nächste Einheit!

(Anm.: Das mit dem "Nicht-Lokalisieren" kommt laut Harald daher, dass der Körper immer in Bewegung sein muss, damit das Nervensystem Signale bekommt. Auch das Auge zittert die ganze Zeit. Sonst würden wir, wenn wir auf einen Punkt schauen, mit einmal nichts mehr sehen.)

 
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